Ich stelle mich in an die Spitze einer dreieckigen Fläche von hohem Gras, welche durch Fussgängerpfade an ihren Seiten begrenzt wird. Die Grundlinie wird durch den Container gebildet, der mit Pfählen an der Seite bestückt ist, an denen sich Kletterpflanzen hochranken. Zuvor habe ich Äste gesucht und gebrochen, verwende sie als improvisiertes „Stativ“ fürs i-Phone.
SERIE : GOLDBERG 365
Nummer : 365_167
Datum : 31.08. 2016
Uhrzeit Beginn : 16.10
Uhrzeit Ende : 17.01
Dauer : 51 Min.
Land : Österreich
Ort/ Stadt/ : Wien
Adresse : neben Praterautobahn
Geoposition : 48°12’2.02″N 16°25’36.44″E
Fassung : Glen Gould
Sound via : Phone
Partner/Kollaborationen: —
Wetter : sonnig
Temperatur : 23 ºC
Stichworte : Fussgängerpfad, Kletterpflanze, Arbeitskostüm
Streaming : Periscope 18 live, — replay
Zeugen : Frau mit Hund, Familie auf Rädern, 2 Vermessungsarbeiter
Raummarker: Stephanie Rauch
Eine Frau mit Hund nähert sich auf dem linken der beiden Wege und nimmt ihr Tier, nachdem er mich mit den Augen fixiert hat an die Leine. Beide gehen vorbei.
Ich beginne mit zwei Bewegungsvariationen nach Rückwärts, halte die Positionen, atme, verändere die Arme und Hände.
Stehe. Atme. Neige nur noch den Kopf nach hinten und wieder vor. Daraus entwickelt sich ein archaisches Ritual, mit wechselnden Hüpfrhythmen am Ort. Ich werfe den Oberkörper, lasse ihn kurz hängen, werfe ihn, lasse ihn durch das eigen Gewicht wieder hochschnellen, vor und zurück, vor und zurück, vor und zurück.
Tief und nach hinten, tief und nach hinten, tief und nach hinten. Ein Art Trance die mich umfängt, ein Kampf gegen eine Müdigkeit im Körper, immer wieder aus dem rebound Kraft schöpfen. Dazwischen minimale Bewegungen. Direkt neben dem Container zwei Arbeiter, der eine im orangenen Arbeitskostüm, der andere im Neongelben. Sie holen Instrumente aus einem roten Plastic-Koffer.
Trippelnde Schritte am Ort, ich plätte die Gräser zu einer ebenen Fläche, kämpfe mit dem Gleichgewicht, verliere jegliches Zeitgefühl. Pappeln umringen mich, ihre Blätter flattern. Ich hüpfe, tanze, lasse schliesslich Oberkörper und Kopf hängen. Ganz dünn und kaum hörbare Piano-Klänge. Als ich zum Telefon komme erklingt gerade die Arie. Die Übertragung endete nach 34 Minuten. Die Äste lege ich in „mein“ Geviert aus niedergetretenem Gras, falte den Marker zusammen, lege ihn ebenfalls hinein und stelle den verbliebenen langen Ast auf seine drei Zweige. Mein Ritualort.